Zitate


es ist einfach anstrengend, 

jemand zu sein

jemand sein zu wollen

es ist mühsam der welt und den anderen

immer wieder von neuem

diesen jemand beweisen zu müssen

und dann auch noch sich selbst.

wenn wir schon eine weile meditiert haben

haben wir erleben dürfen

wie sich der feste griff

unserer selbst-bilder

lockert

wie raum entsteht...

ein tiefes durchatmen

und unser objekt der selbstoptimierung

kommt zum stillstand

...zumindest für eine weile

wir erleben die freiheit

niemand besonderes 

niemand anderes 

sein zu müssen.

es ist die freiheit

einfach und ganz normal zu sein

momente in denen unsere buddhanatur durch scheint

Joko Beck


Übung / Zen-Praxis wird uns nicht dahin führen, unsere Natur zu überwinden oder zu transzendieren.

 Sie führt uns an einen Ort, an dem wir uns erlauben können, uns mehr und mehr  dem Schmerz, Mensch zu sein, zu öffnen. Wir brauchen uns nicht für unsere Verletzlichkeit zu hassen, nicht hassen für das, was das Leben mit uns gemacht hat ... in der Vorstellung, dass Zen Schüler irgendwie schon jenseits von all dem sein sollten. Und das ist etwas, was sie oft denken. Letztendlich gelingt es uns vielleicht damit aufzuhören, die Übung im Dienste einer Heilfantasie zu benutzen, nämlich der, aus Stein zu sein und immun gegenüber dem Schmerz der Welt.   

Barry Magid


Je mehr wir praktizieren, desto mehr erkennen wir, dass die ganze Möglichkeit zu praktizieren, die ganze Geschichte und Tradition, das ganze Setting und die ganze Lehre ein Geschenk sind - eine Gnade, die wir nicht selber herstellen können  - es wurde uns gegeben, wir haben es geerbt und wir erfinden es nicht jedes Mal von Neuem, wenn wir uns hinsetzen.

Wir sind die Empfänger einer 2000 Jahre alten Tradition, die uns gegeben wurde und nichts das wir aus eigenem Bemühen oder aufgrund unseres Verdienstes erhalten.

Es trägt uns weiter…

und wenn wir praktizieren, sollten wir verstehen, dass wir uns selbst übergeben an etwas, das uns trägt und sich um uns kümmert und uns erlaubt, einzutauchen und teilzuhaben an etwas, das uns einfach so geschenkt wird. 

Barry Magid


zu beginn unseres sesshins bat ich euch, auf eure arbeitsphase während des sesshins zu fokussieren, als ob sie ewig andauern würde.

normalerweise arbeiten wir und denken dabei im hinterkopf, dass unsere arbeit einen anfang und ein ende hat und dass wir damit ein ziel verfolgen.

nun, während des sesshins wird unsere arbeit zeitlos. und wer wir sind, was auch immer wir gelernt haben durch unsere praxis, muss sich jetzt ausdrücken in der art, wie wir unsere arbeit tun.

das universum zieht sich zusammen ... zu diesem moment des boden-schrubbens.

und wenn wir so arbeiten, als ob das alles ist, nicht dass unsere aufgabe die ist, so schnell wie möglich fertig zu werden, oder dass es eine nette unterbrechung an einem tag des vielen sitzens ist, dann - arbeiten wir anders.

es ist fast so, als ob wir einen trick verwenden, um unseren geist dazu zu bringen, ganz da zu sein.

aber wenn das so ist, dann können wir diesen trick auch mit nachhause und in unseren alltag nehmen.

wir als new yorker haben die tendenz immer in bewegung, in eile zu sein, von einem zum nächsten ding. mache doch mal folgendes kleines experiment: nimm dir einen moment, um eine liste zu machen, was du in den letzten 24 std. gemacht hast. was war es, an dem du gerne festgehalten hättest? bei welchen dingen/momenten wärest du gerne so schnell wie möglich durchgehuscht?

als buddhisten sollten wir eigentlich glauben, dass jeder moment von der natur aus unbeständig und vergänglich ist. aber, wenn wir in der u-bahn warten müssen, oder im stau stehen...dann verhalten wir uns als ob dieser moment ewig bleiben würde.

und hier kommt meine empfehlung , die lektion der arbeitsmeditation anzuwenden:

warte auf die u-bahn als ob warten dein ganzes leben wäre, deine ganze praxis.

warte so, als ob dein umgang mit den anderen auf dem bahnsteig der einzige ausdruck deines charakters wäre.

zunächst, wenn wir diesen kleinen trick auf uns anwenden, denken wir wahrscheinlich, dass wäre ein so ein spielzeug, ein kniff, der uns hilft im moment zu verbleiben, dadurch dass wir uns vormachen, das wäre der einzige moment, den es gäbe.

aber -genaugenommen- in welcher situation machen wir uns eigentlich mehr vor: dann wenn wir denken, das dies alles ist ? oder wenn wir finden, dass dieser moment eigentlich nicht wirklich wichtig ist und unser leben woanders stattfindet?

Barry Magid, Newsletter, 2015